Vor ein paar Tagen habe ich, nachdem ich John Steinbecks 700-Seiten-Opus "Jenseits von Eden" durch hatte, zu Pascal Merciers hochgelobtem "Nachtzug nach Lissabon" gegriffen. Zuerst war ich mir nicht sicher, ob es mir gefällt, und immerhin hat das Buch sich ja 1,5 Millionen Mal verkauft. Das ist schon eine Hausnummer ...

Aber ich kann das nicht lesen. Der Autor Pascal Mercier heißt ja in Wirklichkeit Peter Bieri und ist Schweizer Philosophieprofessor. Und wirklich ist sein Buch denn auch überwiegend Gedankenprosa, philosophische Wassersuppe. Und so folgt hier, seinen Stil parodierend, meine Kurzkritik in etwa 120 Worten:

War es nicht eigentlich so, dass der Text dieses Mercier, der ja in Wirklichkeit Bieri hieß, und all die Dinge, die auf diesen Seiten standen, zwar schon irgendwie einen Roman darstellten, aber im Grunde doch nur ein Wortschwall waren, der sich über die Seiten ergoss, während das, was sie eigentlich waren – diese behaupteten Gefühle; diese angeblichen blitzartigen Einsichten, behauptet mit altbackenen Formulierungen wie „es war ihm, als ob“ oder „auf einmal begriff er“; dieser einschläfernde auktoriale Erzählerton; diese blutleere Hauptfigur, deren hervorstechendster Zug eine unglaubliche Eitelkeit war, die der auktoriale Erzähler hochtrabend in sie hineinprojizierte –, eine Aufgeblasenheit darstellten, die nichts mit packender literarischer Faszination zu tun hatte und auch nicht mit großem Stil, sondern vielmehr pures Schmierentheater war, angefüllt mit einem Schwulst und einer überwältigenden Belanglosigkeit, die etwas kennzeichneten, das ganz und gar bescheuert war?

Ja.