Wenn man mit der Verherrlichung des Tötens aus dem Hinterhalt, mit Kriegs- und Militärverherrlichung Kassenrekorde erzielen kann; wenn man eine sogenannte "Autobiografie", die nachweislich voller Lügen ist, als "wahre Geschichte" bezeichnen darf; wenn man jeden kritischen Verstand ausschalten, Tatsachen ignorieren und stattdessen die dümmste und arroganteste Form von "Patriotismus" propagieren darf - ja, dann schlage ich folgendes vor: Wir reanimieren die alte Nazi-Nutte Leni Riefenstahl und beauftragen sie mit der Verfilmung eines Stoffes aus dem Zweiten Weltkrieg. Falls Riefenstahl nicht wiederzubeleben ist, fragen wir Clint Eastwood. An kassentauglichen Stoffen herrscht ja wahrlich kein Mangel. Wir könnten beispielsweise "Mein Kampf" nehmen, das ist ja auch eine "Autobiografie", genauso verlogen wie die von Chris Kyle. Das passt schon mal. Da müssten wir natürlich auch Hitlers "Philosophie mit übernehmen", wie Eastwood in Bezug auf "American Sniper" so überzeugend dargelegt hat. Macht nichts. Judenhass, Verschwörungstheorien, Brutalisierung des Denkens haben Konjunktur! Das wird Hammer! Oder wir nehmen einen der vielen deutschen Kriegshelden. Da ist Musik drin! Muss ja nicht unbedingt ein Scharfschütze sein. Wüstenfuchs Rommel, U-Boot-Kommandant Prien, die Jagdflieger Galland, Marseille, Rudel; Fallschirmjäger Skorzeny, Panzergeneral Guderian, ein namenloser Bomberpilot über London... kein Ende in Sicht. Dass sie einem Gewaltregime dienten, blenden wir aus. Dass Deutschland den Krieg verloren hat, braucht uns nicht zu interessieren: sie waren tolle Soldaten, Vorbilder, echte Kämpfer, Patrioten, tolle Kerle mit stahlblauen Augen! Wie Chris Kyle! Und da die Grenzen des guten Geschmacks ja schon lange überschritten sind (nicht von mir, sondern von Kyle, Eastwood und der ganzen Mischpoke, die dieses Machwerk zu verantworten hat), wäre als Held auch ein SS-Mann denkbar, der an den Rampen von Treblinka, Sobibor oder Auschwitz Tag für Tag als echter Patriot seinen Dienst versehen hat. Auch da haben wir ja genug "Autobiografien" und bestätigte Tötungen. Und filmisch lässt es sich bestimmt hervorragend inszenieren. Die "Philosophie" der Mörder muss man halt mit "übernehmen". Für Eastwood sicher kein Problem.